Die Debatten über eine „deutsche Leitkultur“ sind fast zwei Jahrzehnte alt. Dennoch gibt es sie immer wieder. Dabei reicht nur ein Blick in die Gesellschaft, um zu merken, wie realitätsfern diese Vorstellung ist. Deutschland ist ein Einwanderungsland, unsere Gesellschaft ist vielfältig ─ und das nicht erst seit gestern.

Ja, es braucht einen gemeinsamen Nenner, der in unserer vielfältigen, modernen Gesellschaft Identität stiftet und Zusammenhalt stärkt. Was also ist dieser Nenner? So viel vorab: gewiss keine homogene deutsche Leitkultur. Wir brauchen einen gemeinsamen Wertekanon, auf dem unsere Vielfältigkeit wachsen und blühen kann. Was das friedliche Miteinander möglich macht und uns alle eint, ist ebenso simpel wie beeindruckend: die Verfassungskultur – Garant und Kompass für ein Miteinander in Vielfalt, Würde und Freiheit. Die Auslegung dieser Werte, ist unabhängig von Herkunft oder Kultur! Sie garantieren den Schutz und fördern die Gleichberechtigung aller Individuen. Sie bezeichnen gleichwohl einen politischen Rahmen für diskriminierungsfreie Aushandlungsprozesse von Kompromissen und gesellschaftlichen Spannungen. Sie sind weder von statischer Natur noch ein Selbstläufer. Wie die Demokratie, müssen diese Werte jeden Tag neu erkämpf und mit Leben gefüllt werden.

Der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) widmet seine Fachtagung der 70 Jahre alten Errungenschaft, dem Grundgesetz und dem verfassungsmäßigen Leitbild. Dieses Leitbild setzt sich aus verschiedenen Grundwerten zu einem wertvollen Ganzen zusammen: Gelebte demokratische Streitkultur, Verantwortungs- und Teilhabekultur für unsere Gesellschaft und über ihre Grenzen hinweg. Basierend darauf gilt es, eine Kultur des Zusammenlebens zu erarbeiten und Missstände, wie bspw. institutionelle Diskriminierung(en), Rassismus und Ausgrenzung zu bekämpfen. Die Tagung soll dazu beitragen, diese abstrakte Idee einer verfassungsmäßigen kollektiven Identität mit konkreten Visionen auszustatten.

Dr. Eva Riedl vertrat das Netzwerk “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” als Landeskoordinatorin auf dem BZI-Fachtag 2020 in Augsburg! Der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) veranstaltete gemeinsam mit dem EU-Projekt “Zusammen in Augsburg” (ZUSA) die Fachtagung “Verfassungskultur in einer vielfältigen Gesellschaft” am 19. September 2020 im Augsburger Rathaus. Die Fachtagung des BZI im Augsburger Rathaus stand unter dem Thema gelebte Verfassungskultur als Garant und Kompass für ein Miteinander in Würde und Freiheit. Die Veranstalter_innen verstehen „Verfassungskultur“ als „Wertekanon, der in unserer vielfältigen, modernen Gesellschaft Identität stiftet und Zusammenhalt stärkt. Auf dem unsere Vielfältigkeit wachsen und blühen kann – unabhängig von Herkunft oder Kultur! Dieses Leitbild setzt sich für uns aus verschiedenen Grundwerten zu einem wertvollen Ganzen zusammen: Gelebte demokratische Streitkultur, Verantwortungs- und Teilhabekultur für unsere Gesellschaft und über ihre Grenzen hinweg.“

Dr. Eva Riedl wirkte beim Panel „Verfassungskultur in einer vielfältigen Gesellschaft“ mit, bei dem Projekte und ehrenamtliche Gremien (z.B. Integrationsbeiräte) eingeladen waren, Ideen zu finden, wie die Verantwortungs- und Teilhabekultur gestärkt und ein vielfältiges Miteinander ohne Rassismus und ohne Ausgrenzungen und dafür mehr Teilhabegerechtigkeit ermöglicht werden kann.

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