Was lange währt…

Nach drei Covid-19 bedingten Absagen konnten wir am 15.10.2020 mit dem CourageFachtag “Let’s talk about sex – LGBTQIA+” zumindest  eine Präsenzveranstaltung durchführen – ein CourageFachtag, dem wir im Vorfeld entgegenfieberten und gespannt waren, wie wir in der aktuellen Situation Teilnehmer*innen eine angemessene Arbeitsatmosphäre einrichten können. Mit Hygienekonzept, viel Abstand, interessanten Vorträgen und einer intensiven Workshop-Phase war der CourageFachtag ein voller Erfolg. Schüler*innen und Lehrer*innen aus ganz Bayern folgten den Ausführungen von Stephan Reiß, Gründer des Michael Schmidpeter-Preises, zur Einstimmung des Fachtags.

Michael Schmidpeter steht für all jene Jugendlichen, für die ein Coming Out ein tragisches Ende nimmt. Er war 17 Jahre alt, als er sich am 7. Juni 2006 das Leben nahm. Er war ein intelligenter, lebensbejahender Junge, mit dem ehrgeizigen Ziel, Fußballschiedsrichter zu werden – bis er sich in einen gleichaltrigen Schulkameraden verliebte. Michael war einer von vielen, die im Coming-out-Prozess keinen Ausweg mehr fanden. Damit sein Tod nicht so sinnlos erscheint, machten die Eltern die Geschichte ihres Sohnes öffentlich, um vielleicht das Leben anderer junger Menschen zu retten. Lambda Bayern unterstützt sie dabei und schreibt in diesem Sinne den Michael-Schmidpeter-Preis aus, um gerade an Schulen, aber auch in der Familie und der Gesellschaft dieses wichtige Thema ins Gedächtnis zu rufen und Toleranz und Akzeptanz für eine alternative Lebensweise zu schaffen.

Mit dem Michael-Schmidpeter Preis werden jährlich die besten Beiträge von Schüler*innen aus ganz Bayern zum Thema Homosexualität ausgezeichnet. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Unterrichtsergebnisse oder private Engagements handelt: Wer den Mut hat, Homosexualität an seiner Schule in die Diskussion zu bringen, verdient belohnt zu werden. Weitere Infoamtionen zum Preis finden Sie hier

trans*, inter* und vieles mehr

Mit der Einführung zu “inter* und trans*: medizinisch – rechtlich – sozial” stellten Felicitas Reichl und Quentin Rothammer von der Trans*Inter*Beratungsstelle  ihre Beratungsangebote und häufige Themen in der Beratung vor. Mit einem Quiz um trans*, inter* und LGBTQIA+ Themen klärten sie Begrifflichkeiten sowie sprachliche Barrieren und Fallstricke. Neben einem geschichtlichen Rückblick und Inputs zu der aktuellen medizinischen Praxis, den grundlegenden Faktoren einer Transition und der rechtlichen Transition inkl. Vornamen- und Personenstandsänderungen stand die Frage im Vordergrund: Wie kann eine CIS-Mehrheitsgesellschaft besser und diskriminierungsfreier mit trans*, inter+ und queeren Menschen umgehen und was kann jeder einzelne/jede einzelne von uns tun? Die vielen Rückfragen zeigten deutlich den Bedarf solcher Informationsangebote. Vielen Dank an dieser Stelle den beiden Referent*innen für den kurzweiligen und interessanten Vortrag, der im Zeitrahmen eigentlich mehr Platz verdient hätte. Daher werden wir das Thema in unseren Veranstaltungsplan für 2021 mit aufnehmen.

Das Beratungsangebot der Trans*Inter*Beratungsstelle München richtet sich an inter* und trans* Menschen, deren Angehörige und Freund*innen. Dabei sind Trans* und Inter* Überbegriffe, die selbstverständlich auch queere Identitäten beinhalten können. Beratungen können auf Wunsch einmalig oder mehrmals stattfinden. Die Beratungen sind kostenlos und unterliegen der Schweigepflicht. Weitere Informationen zu den Beratungsageboten finden Sie hier.

Geschichte der LGBTQIA+-Rechte und ein Blick in die Gegenwart

Mit Patrick Wolf konnten wir den Queerbeauftragtern des Bayerischen Jugendrings (BJR) für einen Input gewinnen, der die Vortragsreihe mehr als gelungen abrundete. Nach einer kurzen Einführung in die Arbeit des BJR standen Identitäts-Symboliken, ein historischer Abriss der Regenbogenflagge. Der amerikanische Künstler Gilbert Baker entwarf die Fahne für den Gay Freedom Day 1978, den Vorläufer späterer Gay Prides. Sie gilt als Symbol für lesbischen und schwulen Stolz, sowie für die Vielfalt der Lebensweise von  queeren Menschen. So vielseitig die queere Community ist und schon immer war, genauso ausgrenzend und diskriminierend war lange Zeit und ist immer noch die rechtliche Situation queerer Menschen.

Welche Perspektiven lassen sich aus der Historie ableiten?

Mit dem Blick in die Gegenwart verwies Patrick Wolf auf erst kurz zurückliegende Errungenschaften, wie die gleichgeschlechtliche Ehe, die juristischen Anpassungen im Erb-, Versorgungs- und Adopitionsrecht sowie der rechtlichen Etablierung der Geschlechtsoption divers. Nicht vergessen werden darf der  Jahrestag “50 Jahre Stonewall-Aufstand” letztes Jahr, der uns vor Augen führt, wie viel erreicht wurde, wie hart dafür gekämpft werden musste und gleichzeitig mahnt, das Engagement für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung nie aus den Augen zu verlieren. So stellt sich die Frage: Wie sollte ein diversitätssensibler, offener und ehrlichen Diskurs zum Thema sexuelle Vielfalt und queere Lebensweisen geführt werden? Daher ist es besonders wichtig die queere Jugendarbeit in Bayern weiter zu unterstützen und zu fördern. Ein Anliegen des 2019 neu geschaffenene Postens des Queerbeauftragen im Bayerischen Jugendring, der ausdrückt, wie wichtig dem Bayerischen Jugendring die queere Jugendarbeit ist. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Workshops

Diversity@school – Das Aufklärungsprojekt von diversity München

diversity@school – das sind queere Referent*innen, die ehrenamtlich Workshops für Jugendliche, junge Erwachsene und Multiplikator*innen durchführen sowie Infostände betreuen – zu den Themen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. Die lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*Jugendlichen kommen an Schulen und führen ehrenamtlich Workshops zu den Themen LGBT* und queere Lebensweisen durch. Dabei werden unter anderem Begriffe geklärt, über Kategorien und Vorurteile gesprochen und diskutiert. Weitere Infromationen zu Diversity@school – Das Aufklärungsprojekt von diversity München finden sie hier.

LGBTIQ* für Jugendliche

Danii Arendt und Zsuzsanna Sandor von amanda – Projekt für Mädchen* und junge Frauen* stellten in ihrem Workshop  sexuelle Aufklärung mal aus einer anderen Perspektive dar. Dabei ging es unter anderem um Geschlechterrollen, Coming-out, sexuelle und geschlechtliche Identität, Vorurteile und Diskriminierung. Viel Raum im Workshop nur für Jugendliche war für Diskussion, Fragen und alle weiteren Themen rund um LGBTIQA*, welche die Schüler*innen interessierten.

amanda – Projekt für Mädchen* und junge Frauen* wurde 1978 als erstes Mädchen*projekt in Bayern gegründet und wird vom Stadtjugendamt finanziert. Das Team von amanda – berät, unterstützt und begleitet Mädchen* und junge Frauen* zwischen 10 und 27 Jahren und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Stärken und Fähigkeiten zu entdecken und zu entfalten und eine selbstbewusste Identität zu entwickeln. amanda – Projekt für Mädchen* und junge Frauen* bietet unter anderem Gruppenangebote für Haupt-, Real- und Wirtschaftsschulen sowie Gymnasien und Berufsschulen im gesamten Stadtgebiet München an. Auch für Freizeitheime und Wohngruppen können die Projekte angefragt werden. Weitere Informationen finden Sie hier.

Intersektionalität – Überschneidungen, die das Leben beeinflussen

Eine Straßenkreuzung mit der Verwobenheit von Diskriminierungserfahrungen gleichsetzen und über eine strikte Trennung von bspw. Rassismus und Sexismus hinausgehen? Das macht u.a. Kimberlé Crenshaw mit dem Ansatz der Intersektionalität. Das Beispiel der Schwarzen Frau* gilt als Crenshaw’s Kernbeispiel und stellte im Workshop den Schwerpunkt dar. Die fokussierte Gruppe erlebt sowohl Sexismus als auch Rassismus und steht somit auf einer Kreuzung zwischen den beiden Diskriminierungsformen. Intersektionalität verdeutlicht folglich die Verwobenheit verschiedener Kategorien (bspw. Gender, Klasse & Hautfarbe), die die Positionierung einer Person in der gesellschaftlichen Ordnung beschreibt. Mit dieser theoretischen und methodischen Brille, können multiple Diskriminierungserfahrungen sichtbar gemacht werden. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurden soziale Ungleichkeitsverhältnisse mit der intersektionalen Brille fokussiert und reflektiert und dabei die geschichtliche sowie aktuell sozialpolitische Perspektive miteinbezogen. Weitere Informationen zur Referentin Jennifer Danquah und ihren Angeboten unter anderem in der rassismuskritischen Bildungsarbeit finden Sie hier.

Nicht unerwähnt sollen auch die im Markt der queeren Ideen vorgestellten Inhalte bleiben:

Vielen Dank für die Bereitstellung der Informationsmaterialien.